Liedtexte der CD Stille, die mich stillt

von Babette Dieterich

Atemlied

Mit allem verbunden,
so kannst du gesunden.
Atme ein, atme aus.

Du lässt dich berühren,
vom Atem dich führen.
Atme ein, atme aus.

Vom Leben gehalten
kannst du dich entfalten.
Atme ein, atme aus.

Du bist nicht alleine,
uns eint dieses Eine.
Atme ein, atme aus.

Das Leben will tanzen,
du bist Teil des Ganzen.
Atme ein, atme aus.

Mein Weg

1. Mein Weg entrollt sich wie ein Teppich unter meinen Füßen.
Da, wo ich geh, da, wo ich steh, will ich die Erde grüßen.
Da, wo ich geh, da, wo ich steh, begrüß ich auch die Sonne.
Sie weckt in mir mein Herzenslicht mit Heiterkeit und Wonne.

2. Mein Weg entrollt sich wie ein Teppich unter meinem Schreiten.
Ich gehe ihn und ehre ihn, er wird mich sicher leiten.
Ich strecke mich zum Himmel hoch und grüße froh die Weite.
Ich gehe meinen Wandelweg voll Zuversicht und schreite.

3. Mein Weg entrollt sich wie ein Teppich, wenn ich ihn nur gehe.
Ich atme ihn und singe ihn, er fließt durch jede Zehe.
Beim Gehen wird mir vieles klar, ich finde meine Richtung.
In jedem noch so finstren Wald entdeck ich eine Lichtung.

4. Mein Weg entrollt sich wie ein Teppich unter meinen Füßen.
Ich gehe ihn, verstehe ihn, kann ihn sogar genießen.
Wohin er führt, das weiß ich nicht, doch fühl ich mich geleitet.
Bei jedem Schritt, bei jedem Tritt, da wird mein Herz geweitet.

Ich schlüpfe

Ich schlüpfe in die Wurzelschuhe,
so hab ich endlich meine Ruhe.
Ich stehe aufrecht wie die Bäume
und atme lauschend meine Träume.

Ich schlüpfe in ein Federkleid
und bin zum Abflug schon bereit.
Ich hebe singend meine Schwingen,
die mich der Sonne näher bringen.

Ich schlüpfe in ein Ei hinein
und möchte ungeboren sein.
Ich mach es mit gemütlich drinnen,
kann, wann ich will, von vorn beginnen.

Ich schlüpf in eine Wasserquelle,
und sprudel fort in einer Welle.
So bleib ich niemals auf der Stelle
und fließe über jede Schwelle.

Jeder Fluss

Jeder Fluss fließt und fließt
und ergießt sich ins Meer.
Ich frag mich, wer ich bin,
wo geht’s hin, wo komm ich her.

Und ich fließe im Strom des Lebens,
und kein Umweg ist je vergebens.
Und ich fließe im Strom der Zeit,
bin zur Wandlung, bin zur Wandlung bereit.

Das Dunkle

Ich lad das Dunkle in mich ein.
Es darf in mir geborgen sein.
So wie ich einst geborgen war
im Mutterschoß so wunderbar.

Und tief geborgen in dem Dunkel
gebiert die Schwärze Lichtgefunkel.
Die Sterne dort am Himmelszelt
sind Spiegel meiner Innenwelt.

So komm, du Königin der Nacht,
mit deiner Macht und Sternenpracht!
Die Angst verfliegt vor deiner Schwärze,
wenn ich dein Wesen sanft umherze.

Die Finsternis ist mir ein Ort
des Ursprungs, Reifens: Keim und Wort…
Ins Dunkle lausch ich tief hinein
und berge seinen Widerschein.

Visionen

Visionen, Visionen
sind keimende Bohnen,
sind sprießende Samen,
noch oft ohne Namen.

Ich schütze sie,
ich schätze sie,
ich hege sie,‘
ich pflege sie.

Im Dunkeln verborgen,
bereit für ein Morgen,
erwachen die Träume
in lichtvolle Räume.

Ich schütze sie,
ich schätze sie,
ich hege sie,
ich pflege sie.

Schneckenspur

Folge nur dieser glitzernden Schneckenspur.
Wie ein Streifen des Mondlichts durchzieht sie die Flur.

Wohin, wohin, wohin führt sie dich?

Ihre Linien sind selten gerade und stur.
Sie führt dich gern im Kreis, das ist ihre Natur.

Kringel, Bilder, Worte malt sie dir.

Sie schreibt dir Melodien, mal in Moll, mal in Dur.
Sie führt dich auch zur Liebe, amore, amour.

Wege, Wege, Wege zeigt sie dir.

Doch mein Freund, lass dir Zeit und schau nie auf die Uhr!
Dann führt dich diese Spur von allein ins Azur.

Wege, Worte, wohin…

Folge nur dieser glitzernden Schneckenspur.
Folg ihr nur, folg ihr nur, folg ihr nur, folg ihr nur.

Wenn ich weine

Hab keine Angst, wenn ich weine, es ist gut so.

  1. Ich wasch nur meine Augen,
    dass sie zum Sehen taugen.
    So will es mein Geschick,
    ich brauch den klaren Blick.

Hab keine Angst, wenn ich weine, es ist gut so.

  1. Die Netzhaut war gepeinigt,
    darum wird sie gereinigt.
    Erst muss man Netze putzen,
    um sie erneut zu nutzen.
    Auf Blickfang werd‘ ich gehen,
    kann ich erst wieder sehen.
    Mein Weinen bringt in Fluss,
    was sich befreien muss.

Hab keine Angst, wenn ich weine, es ist gut so.

Steter Tropfen

Steter Tropfen, steter Tropfen, steter Tropfen höhlt den Stein.
Darum will ich, darum will ich, darum will ich Wasser sein.
Alle Steine – große, kleine – meiner Seele schwinden sacht.
Und das Leichte und das Weiche tief in meinem Herzen lacht.

Stille, die mich stillt

Stille, die mich stillt.
Stille, die mich füllt.
Stille, die mich leert.
Stille, die mich nährt.

Du lehrst mich die Leere,
erfüllst mich mit Fülle.
Du führst mich zu mir,
zum Jetzt und Hier.

Stille, die mich stillt.
Stille, die mich füllt.
Stille, die mich leert.
Stille, die mich nährt.

In dir werd ich Raum
und fühle die Welt.
Mein atmender Leib
ein Sternenzelt.

Stille, …

Im Lot

Im Lot, im Lot,
da schaukelt mein Boot,
‚rührt sich nicht von der Stelle
wie die kreisende Welle.
Stehend bewegt – ruhend erregt.
Im Lot, im Lot, im Lot.

Im Lot, im Lot,
leuchten Blau und Rot,
lockt die Ferne der Sterne,
träumt die Tiefe des Meeres,
rauscht die Hitze des Blutes,
hat alles sein Gutes.

Im Lot, im Lot,
schaut dein Auge in das meine,
kommen wir so ins Reine, ins Lot.

Im Lot, im Lot,
sitzt der Mönch in seiner Zelle,
rührt sich nicht von der Stelle,
doch sein Geist ist so frei
wie ein Möwenschrei
auf den Wellen des Meeres,
auf den Wellen des Blutes,
Blau und Rot im Lot, im Lot, im Lot.

Im Lot, im Lot,
reicht dein Vater dir die Hand,
küsst die Mutter deine Wange,
denn dem Kind war’s angst und bange,
doch jetzt kaut es sein Brot,
so kommt alles ins Lot, ins Lot.

Im Lot, im Lot,
geht dein Atem ein und aus,
deine Stimme füllt dein Haus,
dein Fuß rührt die Schwelle,
wie die kreisende Welle
kehrst du ein, kehrst du aus
aus dem Leib, aus dem Haus,
so trägt dich dein Boot
im Lot, im Lot, im Lot.

Innerer Dom

Und ich kehre heim
zu meinem inneren Dom.
Ich kehre heim
zu meinem heiligen Om.
Ich kehre heim
zu meiner Atemkathedrale,
zu meiner innigst, innigst, innigst
klingenden Schale.

Herzlicht

Dein Herzlicht bricht sich tausendfach
in deinem inneren Rubin,
es strahlt aus deinem warmen Blick,
formt deine Hand zum Baldachin.

Dein Herzlicht schenkt den Füßen Tanz,
ein Flügel sprießt am Schulterblatt.
Da lacht das Kind aus deinem Mund,
dreht sich im Kreis, ein Nimmersatt.

Ein Nimmermüd, ein Nimmerschwer,
das Herzlicht gibt dir diese Kraft,
du schenkst dich hin, bekommst noch mehr,
das ist die ganze Wissenschaft.

Innensonne

Wenn im Herbst die Sonnenstrahlen schwinden,
wollen wir die Innensonne finden,
uns mit unserm Herzenslicht verbinden,
wärmende Geborgenheit empfinden.

Dann kann man das Dunkel auch verschmerzen,
denn wir strahlen aus dem tiefsten Herzen.
So sind wir einander goldne Kerzen,
leuchten, lauschen, singen, wärmen, scherzen.

Neugeburt

Ich gehe in den Erdenschoß
und werde klein. Du bist so groß.
Ins Dunkel tauche ich hinein,
in deine Höhlung. Pures Sein.

Und dort, in deiner Utera
ist mir, als sei ich zeitgleich da
als Same, Trieb, als hoher Baum,
als Ahnung, Sehnsucht, schöner Traum.

Ich schwitze, schlafe, werde neu
und bleibe mir doch selber treu.
Das Falsche, Schwere und der Schmerz,
sie rinnen aus mir erdenwärts.

Und tret ich aus dem Erdenschoß,
bin ich lebendig, echt und groß.
Erfüllt von tiefer Dankbarkeit
seh ich den Weg. Ich bin bereit.

Weder Allmacht noch Ohnmacht

Weder Allmacht
noch Ohnmacht.
Wir tun, was in unserer Macht steht.
Weder Allmacht
noch Ohnmacht.
Doch wir sind mächtiger als gedacht.

Wir sind ermächtigt
zu menschlichem Handeln.
Wir sind ermächtigt,
uns kraftvoll zu wandeln.
Wir sind ermächtigt,
zu lieben und zu teilen.
Wir sind ermächtigt,
die Erde zu heilen.

Fackel

Ich trag meine Fackel in finsterer Nacht.
In mir ist der Krieger des Lichtes erwacht.
In mir brennt das Feuer der Priesterin,
die heilige Flamme „Ja, ich bin“.

Jetzt gilt es

Jetzt gilt es, sich zu verbinden
und Gleichgesinnte zu finden.
Jetzt gilt es, sich zu vernetzen
nach tieferen Herzensgesetzen.
Jetzt gilt es, gemeinsam zu wachsen
mit Ernst, mit Lachen und Faxen.
Jetzt gilt es, die Räume zu weiten
und in neue Zeiten zu schreiten.

Jetzt gilt es, die Schöpferin zu wecken
und sich nach den Sternen zu strecken.
Jetzt gilt es, Mann und Frau zu versöhnen,
einander die Häupter zu krönen.
Jetzt gilt es, die Ahnen zu ehren
und ihre Weisheit zu mehren.
Jetzt gilt es, den Kindern Raum zu geben
für ihr Wachsen, Begreifen und Streben.

Jetzt gilt es, sich hinzugeben
dem großen Atem, dem Leben.
Jetzt gilt es, dem Geist zu vertrauen
und andere Welten zu schauen.
Jetzt gilt es, ganz einfach zu lauschen
in das große Sternenrauschen.
Jetzt gilt es, geduldig zu gießen.
Die Blumen, sie werden sprießen!

Jetzt gilt es. Jetzt.

Ich schreite durch das Sonnentor

Ich schreite durch das Sonnentor,
den Löwen an der Seite.
Das Licht bricht tief aus mir hervor.
Wir schreiten in die Weite.

Der Löwe schreitet neben mir,
sein Blick ist lichtdurchflutet.
Ich bin der Mensch, ich bin das Tier,
mit großem Mut durchblutet.

Die Sonne strahlt aus uns hervor,
sie strahlt uns ins Gesicht.
Wir schreiten durch das Sonnentor,
und fürchten uns nicht.

Ich segne mich

Ich segne mich voll Zuversicht
mit Erdenkraft und Himmelslicht.
Ich segne mich voll Leidenschaft
mit Himmelslicht und Erdenkraft.

Mein Leben sei ein Segen,
auf allen meinen Wegen.
Mein Wirken sei ein Wir,
wahrhaftig, jetzt und hier.

© Babette Dieterich